Ekel
Der Ekel ist aller bösen Säfte letztes Sammelbecken. Das Becken gärt und bäckt an, qualmt und braust, so dass wir unbeschadet weder hören, noch sehen, noch riechen können. Ein unkeuscher Brei. Auf der Schicht, die sich darauf bildet könnten wir tanzen. Eine Krampfader zuviel, eine Fistel mehr, und immer unansehnlich in unserem Blickfeld.
Der Ekel bricht sich seine Bahn. Was zuvor nur ein leichtes Ärgernis war, ein Hauch von ästhetischem Ungenügen, ein vorübergehendes Gefühl von Unwohlsein, ist auf einmal ein lodernder, existentieller Widersinn. Gegen alles, was sich, nur weil es zwei Beine hat und keine Federn trägt, einbildet Mensch zu sein. Ach, an Hässlichkeit gewöhnt man sich, aber nicht an die Tatsache, dass sie nie ein Ende hat.
Warum lassen die Hässlichen, sobald es auch nur ein wenig wärmer wird, unabänderlich als Erste ihre Hüllen fallen? Warum erachten gerade sie es als so unumgänglich, fast alles vor der Außenwelt zu entblößen? Während so manche Schönheit noch eine dezente Strumpfhose oder einen Flanell handhabt, ist der Rest eine große Parade von dampfenden Achseln, grauen Haarschöpfen, rostigen Schenkeln, von Hängetitten und Bäuchen, die einem falsch umgehängten Rucksack gleichen. Blutergüsse und Ekzeme – allgegenwärtig.
Sobald die Sonne scheint, hat der widerlichste Teil der Menschheit sich bereits entblättert. Der hübschere Teil wartet bisweilen noch ein wenig, doch alles, was blubbert, schwitzt, hinkt, schief hängt und eitert stellt, mir nichts, dir nichts, hoppla, so schnell es geht, ohne auch nur einen Moment des Zögerns, sich selbst zur Schau.
Es ist nicht nur ein Eindruck, es ist eine statistisch erwiesene Tatsache.